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200 Jahre in 20 Dingen

Die letzten 200 Jahre haben Deutschland grundlegend verändert: von der Monarchie zur Demokratie, von Kleinstaaten zu einem geeinten Land, vom Militarismus zu Friedensbewegungen. Die Ereignisse, die unser Land so stark geprägt haben, haben auch in Werne ihre Spuren hinterlassen. Diese Ausstellung begibt sich in den Dialog mit diesen Spuren. 

Die Schülerinnen und Schüler des Geschichtszusatzkurses des Gymnasiums St. Christophorus unter Leitung von Lehrer Alexander Klumb stellen 20 Objekte aus Werne aus dieser Zeit vor. An den Dingen zeigen sie, wie die Geschichte aus ihren Schulbüchern auf das echte Leben hier in Werne trifft. 

Am Projekt beteiligt waren: Soraya Ahmadi, Tabea Bülhoff, Sophia Rebecca Cosmar, Charlotte Dunkel, Simon Eidecker, Luca Harhoff, Carolina Heitbaum, Franziska Kalfhaus, Jan Christoph Lichte, Leon Loch, Maja Doris Lucas, Alina Micke, Till Neuhaus, Niclas Olczyk, Mira Pollak, Sofie-Marielle Quack, Theodor Rickert, Laura Schnitger, Moritz Anton Seewöster, Sophie Sendermann, Marc Steinkamp, Julia Malena Steinweg, Isabella Jasmin Strunck, Julian Tillmann und Maren Wegmann. 

Ding 1: Dachbodenfund

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Diese Gefallenentafel entdeckte man zufällig auf dem Dachboden der Kirche St. Christophorus. Sie wurde nach 1870/71 angefertigt und ersetzte eine ältere, auf der nur die Gefallenen der Kriege 1813 und 1815 genannt waren. 

Der Hintergrund dieser Daten ist die Herrschaft Napoleons über das so genannte „Großherzogtum Berg“, damals ein Satellitenstaat des Rheinbundes unter Schutz von Napoleon, zu dem auch Werne gehörte. Nachdem 1815 Napoleon in der Schlacht bei Waterloo endgültig geschlagen werden konnte, fiel das gesamte Gebiet unter preußische Verwaltung.

Die Gefallenen von 1815 kämpften folglich in der letzten Schlacht gegen Napoleon. 152 Landwehrmänner stellte Werne in diesem Jahr. Viele waren noch sehr jung, wie der 21-jährige Carl Wilhelm Deutz, Sohn des Gerichtsschreibers Jobst Ferdinand Deutz. Er fiel in der Schlacht bei Ligny.

Die Überlebenden jener Schlacht tauchen teilweise noch häufig in den Akten auf, da sie als Invaliden auf Unterstützung angewiesen waren. Zudem gründeten sie einen Verein, der noch mehr als 100 Jahre in Werne aktiv war.
1866 kämpften Preußen und Österreich um die territoriale Ausdehnung Preußens auf das Gebiet von Holstein. Auch hierfür wurden im Münsterland Truppen ausgehoben. Im Krieg gegen Frankreich 1870/71 erreichte Preußen die Einigung Deutschlands unter einem Kaiser. Unter den Gefallenen aus Werne war beispielsweise Hermann Heinrich Kortländer, geboren 1840, Sohn eines Gastwirtes. Er starb in der Schlacht bei Mars-la-Tour.

Ding 2: Desertiert

20 Dinge

Bei diesem Brief handelt es sich um einen Deserteurs Brief des Großherzogtums Berg aus dem Jahre 1809. Das Großherzogtum lag im heutigen Nordosten NRWs und war ungefähr 800.000 Einwohner groß. In dem ersten Teil wird eine äußerliche Beschreibung des Deserteurs abgeliefert und der Zeitpunkt der Desertion festgestellt. Im zweiten Teil werden dem Deserteur eine Pfändung seines Vermögens oder eine Gefängnisstrafe angedroht. Beides Konsequenzen, die für die damalige Zeit bei der Desertion eines Soldaten normal waren. Bemerkenswert ist, dass der genannten Johann Heinrich Möller zu einem Zeitpunkt desertierte, als Werne unter französischer Herrschaft stand. Napoleon kämpfte 1809 gegen Österreich und Großbritannien im fünften Koalitionskrieg. 

Falls Sie sich noch weitergehend für das damalige Großherzogtum interessieren: Das Großherzogtum beteiligte sich seiner Zeit in verschiedenen Feldzügen während der Koalitionskriege, woher auch dieser Brief stammt. Ab 1806 wurde Berg zu einem napoleonischen Satellitenstaat. Dies bedeutete, dass das Herzogtum sich in einem Abhängigkeitsverhältnis zum Kaiserreich Frankreich, einer Großmacht, befand und nur formal unabhängig war. Somit ist das Großherzogtum ein Teil des Rheinbundes geworden und stand unter der Herrschaft Napoleons.

Ding 3: Bereit zum Kampf (Preußischer Säbel)

20 Dinge

Der einfache Säbel setzte sich bereits Anfang des 18. Jahrhunderts als Blankwaffe für viele Infanteriesoldaten durch. Im Laufe der Jahre wurde er natürlich weiterentwickelt, so dass seine Klinge nun gekrümmt war, um besser schneidende Hiebe auszuführen.

Außerdem entstand der auch bei unserem Exemplar zu findende und charakteristische Handschutz. Neben diesen funktionalen Änderungen lassen sich aber auch noch einige Verzierungen entdecken, die keinen wirklichen Nutzen haben und auf den Ende des 18. Jahrhunderts in Preußen aufkommenden Militarismus zurückzuführen sind. 

Zu dieser Zeit wurde der Einfluss des Militarismus auf die Gesellschaft immer größer und es entstand das Selbstverständnis des preußischen Staates als militaristischer Staat. Dies hatte zur Folge, dass auch das Heer und sein Auftreten mehr in den Mittelpunkt gerückt sind, wodurch es zu einer Uniformierung der Soldaten und Verzierung der Uniformen und Waffen kam.

Ding 4, 5 und 6: Die neue Mode

20 Dinge
Die Pickelhauben, welche hier ausgestellt sind, wurden 1843 als Kopfbedeckung im Militär eingeführt. Der charakteristische „Pickel“ hatte die Aufgabe Säbelhiebe seitlich abzulenken, sodass der Kopf vor zentralen Schlägen geschützt war. Vorne, mittig, ziert der Adler, das Wappen Preußens, den Helm. Seine Flügel sind weit geöffnet, um Macht zu demonstrieren. Ebenfalls kann man die preußische Maxime „Mit Gott für König und Vaterland“ lesen. Dieser soll das Nationalgefühl in der Bevölkerung stärken. Zusätzlich trägt der Adler drei Krönungsinsignien. Reichsapfel, Krone und Zepter und auch die geöffnete Herzogskrone steht für Macht und Reichtum. Das Kürzel „FR“ steht für „Fredericus Rex“, welches als Ehrung für Friedrich I., den ersten König Preußens steht. Die Pickelhaube ist also ein eindeutiges Symbol für Militarismus und das Kaiserreich, aber gegen Demokratiebewegungen.

Es gab sie in verschiedenen Variationen für unterschiedliche Anlässe und Berufsgruppen. So hatten beispielsweise Polizisten andere Helme als Beamten oder Soldaten. Die hier ausgestellten Pickelhauben wurden in der Infanterie verwendet, in der sie allerdings mit Beginn des 1. Weltkriegs aufgrund ihrer auffälligen Form ausgestorben ist.

Ding 7: Erste Bildzeitung (Schlacht bei Sedan, 1. September 1870)

20 Dinge

Vor der Zeit des Internets wurden insbesondere Bild-Zeitschriften benutzt, um die Bürger über den aktuellen Stand von Kriegen zu informieren und aktiv Propaganda zu betreiben, um neue Soldaten rekrutieren zu können und die Daheimgebliebenen zu besänftigen. Der hier ausgestellte Zeitungsartikel wurde in der sogenannten „Bildzeitung der Gegenwart“ veröffentlicht und zeigt nahezu karikativ die Schlacht bei Sedan, welche aus heutiger Sicht kriegsentscheidend für den deutsch-französischen Krieg war. Es wird sinnbildlich gezeigt, wie die Truppen des Norddeutschen-Bundes gegen die der Franzosen kämpfen und ganz klar überlegen wirken.

Falls Sie sich noch weitergehend für den deutsch-französischen Krieg interessieren: Bereits zu Beginn des Krieges war der norddeutsche-Bund truppenmäßig stark überlegen, seinen rund 200.000 Soldaten standen nämlich nur ca. 130.000 französische gegenüber. Diese Überlegenheit spiegelte sich neben der Schlacht bei Sedan auch in mehreren anderen Schlachten wider, so dass die französischen Truppen kapitulieren mussten und Napoleon III., der damalige Kaiser Frankreichs, gefangen genommen werden konnte.

Ding 8: Deutscher Kolonialismus

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Dinge 9 und 10: Mit Auszeichnung (Orden aus dem Ersten Weltkrieg)

20 Dinge

Eisernes Kreuz
Vorlage für viele Orden des 20. Jahrhunderts war das Eiserne Kreuz, das König Friedrich Wilhelm III. 1813 für Leistungen in den Befreiungskriegen gegen Napoleon vergab. Er verlieh es zuerst seiner verstorbenen Ehefrau Luise. Die Grundform wählte der König, weil sie dem Zeichen der deutschen Ordensritter in der Zeit der Kreuzzüge ähnelt. Die Ausführung, bei der das Jahr 1813 und „FW“ für Friedrich Wilhelm abgebildet sind, blieb auch in der Moderne erhalten, ergänzt durch Eichenlaub. Auf der Kehrseite stehen die Daten des Krieges, in dem es verliehen wurde, der Anfangsbuchstabe des jeweiligen Monarchen (hier „W“ für Wilhelm) und die Krone.

Das Ehrenkreuz des 1. Weltkrieges
Das Ehrenkreuz mit den zwei gekreuzten Schwertern wurde an Frontkämpfer vergeben. Paul von Hindenburg verlieh die Auszeichnung für Leistungen im 1. Weltkrieg erst 1934, also 20 Jahre später, als Propagandamaßnahme. Kriegsteilnehmer, die nicht an der Front waren, sowie Witwen und Hinterbliebene von Gefallenen erhielten das Ehrenkreuz ohne Schwerter. Es handelt sich folglich um eine Massenauszeichnung, auch wenn das Kreuz beantragt werden musste. So wurden allein 6.202.883 Ehrenkreuze mit Schwertern verliehen.

Ding 11: "7000 Russen" (Zeitungsartikel aus dem Jahr 1914)

20 Dinge

Dieser Propaganda-Artikel vom 1. September 1914, veröffentlicht in der Bergisch-Märkischen Zeitung, zeigt die Kriegslust der Deutschen und verdeutlicht wie sie von einem schnellen Sieg überzeugt waren. Mit der Überschrift „7000 Russen“ wird der Eindruck vermittelt, dass der Krieg schon fast gewonnen ist. Diese Propaganda war wichtig, um auf die Unterstützung der Bevölkerung bauen zu können und den Krieg positiv darzustellen.

Schlacht Gilgenburg:
Vom 26. bis 30. August 1914 fand nahe Gilgenburg eine geschichtsträchtige Schlacht statt. Die deutsche Seite stellte hierbei 153.000 Mann, die russische Seite 191.000 Soldaten ins Feld. Unter dem Kommando von Hindenburg und Ludendorff schlug das deutsche Heer die 2. russische Armee. Auf Vorschlag Hindenburgs wurde der Sieg als „Schlacht von Tannenberg“ benannt. Diese Namensänderung sollte eine Niederlage der Deutschen im Jahr 1914 überschatten. Der vier Jahre später verlorene 1. Weltkrieg hatte für Gilgenburg besonders negative Auswirkungen, da die Stadt durch die Schaffung des „Polnischen Korridors“ von ihrem westlichen Hinterland abgeschnitten wurde.

Ding 12: Grüße von See (Feldpost vom 15. Februar 1917)

20 Dinge

Kompanieführer Willi Terjing befindet sich schon seit längerer Zeit außerhalb von Werne. Er kämpft im U-Boot – Krieg (s. Karte). 

Willi Terjing schreibt also einen Brief an seinen Bruder Heinrich. Dieser wurde von Werne nach Münster versetzt. Dies bedauern sowohl Willi, als auch Heinrich. Da die beiden Männer sich nicht in Werne befinden, können sie ihre dortige Familie nicht länger bei Aufgaben des täglichen Lebens unterstützen. Sie ist weitgehend auf sich allein gestellt.

Willi beschreibt, dass er sich momentan in einem harten Kampf befindet und dass er hofft, dass dieser bald vorbei sei. Er nimmt in seinem Brief kurz Bezug auf die Geschehnisse in Somme. Dort gab es vom 1. Juli bis zum 18. November 1916 eine Schlacht. Er erklärt, die Taktik der Franzosen, nur wenige Truppen in den Kampf zu schicken, sofort erkannt zu haben. Über die Franzosen spricht er sehr abwertend, er nennt sie beispielsweise „Franzmänner“.

Als Leutnant hatte Willi durchaus einige Privilegien; dieser Rang ist im Militär sehr hoch einzuordnen, darüber befinden sich lediglich Generäle. Er hatte beispielsweise eine relativ gehobene Unterkunft (diese waren normalerweise nicht gut), ist also verhältnismäßig zufrieden. Er ist jedoch der Meinung, dass jeder Mensch Abstriche machen müsse, da dies gut für das Heimatland sei.

Ding 13: Eine Hutschachtel

20 Dinge

Power-Point-Präsentation 

Dinge 14 und 15: "Eisbeinorden" (Orden aus dem Zweiten Weltkrieg)

20 Dinge

Verwundetenabzeichen aus dem Zweiten Weltkrieg
Das Verwundetenabzeichen wurde 1939 gestiftet für Soldaten, die im Krieg verwundet wurden oder schwere Erfrierungen erlitten. Die Ausführung in Silber bezeugt, dass der Träger drei- oder viermal verwundet wurde.

Militär Auszeichnungen (1941/1942)
Die sogenannte „Ostmedaille“ stiftete Adolf Hitler 1942 als Anerkennung besonderer Leistungen oder Entbehrungen im Kampf an der Ostfront im Winter 1941/42. Schätzungen zufolge wurde sie 2 bis 3 Millionen Mal vergeben. Im Soldatenjargon erhielt sie sarkastische Beinamen, die die furchtbaren Bedingungen der Kämpfer im russischen Winter widerspiegeln: „Gefrierfleischmedaille“ oder „Eisbeinorden“ sind nur zwei der insgesamt 32 Bezeichnungen dieses Ordens.

Ding 16: Der Dienstdolch (SA Dienstdolch, 1938)

20 Dinge

Das SA Hauptquartier entschied am 15. Dezember 1933 offiziell, dass ein Dolch zusammen mit der SA-Uniform getragen werden soll. Die ersten Dolche wurden Weihnachten 1933 an hohe SA Führer ausgeliefert, weshalb sie auch den Spitznamen „Weihnachtsdolch“ trugen. Es folgten mehrere Herstellungsvarianten, ab Ende Januar 1934 wurde der Dienstdolch für die restlichen SA Mitglieder produziert und schon gegen Ende 1934 besaßen circa 3 Millionen SA Mitglieder einen solchen Dolch.

Dadurch, dass der Dienstdolch als Massenware hergestellt wurde, gab es sehr viele verschiedene Hersteller, die jeweils ihre eigenen Markenzeichen hatten. Beispielsweise hatte jeder der Hersteller eine leicht abgewandelte Form des Adlers auf seinen Waffen. 

Bei dem vorliegenden Dolch handelt es sich um einen Dolch der mittleren Herstellungsvariante, da er aus dem Jahre 1938 stammt.

Ding 17: "Liebes Fräulein Ilse ..." (Brief an Ilse Terjung, 1946)

20 Dinge

Diesen Brief schrieb Karl Roth 1946 an Ilse Terjung aus Werne. Sie hatte ihre Schwester Marianne im Krieg verloren und wollte erfahren, wie es dazu gekommen war und ob noch persönliche Dinge von Marianne erhalten waren. Herr Roth schildert, wie Marianne als Köchin auf einem Versorgungstransport mitfuhr, der von Jagdbombern angegriffen wurde. Ihr Bein wurde durchschossen und sie starb im Lazarett. Den Brief hat Frau Terjungs Sohn, Herr Hellhammer, aufbewahrt und dem Museum übergeben.

Transkription des Briefes (Zeichensetzung teilw. ergänzt):

Sehr geehrtes Fräulein Ilse Terjung,
Ihren Brief vom 20.1.46 habe ich erhalten. Sie müssen bitte entschuldigen, dass ich denselben erst heute beantworte. Ich bin beim Skilaufen verunglückt und somit fesselte mich das Bett. Als dann Besserung eintrat war ich gleich zu mutig und fuhr mit der Bahn nach Stuttgart und auf derselben Fahrt habe ich mich erkältet und habe mir eine Lungenentzündung zugezogen und musste somit nochmal 3 Wochen das Bett hüten und es geht somit aber jetzt der Besserung entgegen und möchte somit Ihren Wunsche nachkommen. Ich hatte schon einmal die Ehre von Ihnen Fräulein Ilse Post zu bekommen, als Sie mir für Marianne ein Päckchen nach Stuttgart sandten, welches ich mitnahm.

Liebes Fräulein Ilse ich will Ihnen den Vorgang des Unglücks erzählen. Wir kamen am 27. März morgens um 6 Ihr in Wildflecken an, alle anderen waren schon abends angekommen, aber wir fuhren später weg und somit kamen wir auch später an. Ich war die ganzen Jahre der persönliche Koch des Herrn Feldmarschalls und beim Rückzug wurde ich als Küchenunteroffizier eingeteilt, da ein Kamerad fehlte. Ich erkundigte mich sofort nach einer Küche, welche dann bestimmt wurde, gab den anderen Kameraden Anweisungen und ich begab mich dann zum Verpflegungslager um Verpflegung zu fassen. Das Wetter war sehr schön, ein herrlicher Frühlingstag. Um 2 Uhr erhielt ich vom Kasino-Offizier Herrn Hauptmann Dittmann den Befehl, Verpflegung nach dem Sonderzug zu bringen, welcher ungefähr 30 km von uns entfernt in einem Tunnel gestanden hat. Ich nahm den Befehl entgegen und teilte den Befehl dem Fahrer mit, welcher die Fahrt bei dem blauen Wetter verweigerte. Wir haben alles verladen und ich erledigte in der Zwischenzeit noch andere Angelegenheiten. Bei meiner Rückkehr befanden sich auf dem Wagen die 6 Mädel, welche mit zum Sonderzug wollten. Da ich den Mädels nie böse sein konnte sagte ich noch zu Ihnen auf eigene Verantwortung. Unter denselben Mädel befand sich auch Marianne. Der Hauptmann forderte mich nochmal auf den Fahrer zu bewegen, dass er fahre, denn im Sonderzug warteten sie auf Verpflegung. Ich forderte den Fahrer noch mal auf, derselbe gab mir zur Antwort, er müsse jetzt erst seine Lichtmaschine einbauen, welche [sic] sich dann bis gegen 5 Uhr hinzog. Marianne erkundigte sich noch kurz bevor wir wegfuhren, wie lange es noch dauerte, bis wir fahren. Der Fahrer bestätigte dann, dass es gleich losginge. Es mussten dafür noch 2 Köche mit und ein Marine-Soldat. Ein Koch musste als Luftspäher auf den Kotflügel, der andere setzte sich zu den Mädels und der Marine-Soldat setzte sich noch ins Führerhaus. 

Die Fahrt ging nun endlich los und beim Ortsausgang wurden wir nach Papieren und Fahrtbefehl kontrolliert und unser Fahrtbefehl war nicht in Ordnung. Dann kam aber der Wagen des Herrn General und der Adjutant des Herrn General erledigte dann die Angelegenheit und wir konnten weiterfahren. Nun ging es bei sonnenklarem Wetter die Hauptstraße entlang. Kaum 5 [?] km dahin gebraust, klopfte der Luftspäher: 3 Jabos [Jagdbomber] waren in Sicht aber keine Deckung. Wir hielten sofort links an und schon krachte die erste Garbe. In der Zwischenzeit sprang [sic] der Fahrer und der Marine-Soldat ab und schon kam der 2. Flieger und legte mit seiner Garbe los. Inzwischen sprang ich heraus und sah Marianne, ich sah Marianne am Boden und rief ihr erst zu „in den Graben“, sah aber, dass sie sich kaum bewegen konnte. Ich war ihr behilflich und schleppte sie mit. In der Zwischenzeit hat auch der 3. Flieger abgeladen. Der Wagen brannte. Ich habe Mariannes Fuß abgebunden. Derselbe war 1 Handbreit unter dem Knie direkt durchschossen. Sie weinte nicht einmal obwohl mir die Tränen in den Augen standen. Sie sagte mir, ich soll durch Herrn Quante [?] Ihre Eltern davon benachrichtigen. 

Ich begab mich dann zum Wagen, dortselbst lag der Koch, welcher bei den Mädels war in den letzten paar Zügen. Er gab kein Lebenszeichen mehr von sich. Ich riss den Schlag des Wagens auf und alle Mädels lagen tot auf dem Wagen. Dieses Bild werde ich nie mehr vergessen. Ich lief um den Wagen, um den Fahrer um Hilfe zu rufen, jetzt lag auch derselbe tot am Wagen. In der Zwischenzeit kamen 2 fremde Soldaten mir zu Hilfe. Ich begab mich wieder zu Marianne und tröstete sie, dass sie noch gut davon gekommen sei, obwohl ich sah, dass der Fuß abgenommen werden musste. Sie sagte mir nochmal ich möchte Herrn [Ltn.? unleserlich] Quante [?] nochmal grüßen und er möchte seine Lieben zu Hause von ihr grüßen. Sie glaubte, sie muss sterben. Ich sprach ihr zu und sagte, dass sie nur am Fuß verletzt sei, obwohl ich selbst nie an den Tod Mariannes geglaubt hätte. Ein Offizier einer fremden Einheit kam mit seinem Auto. Ich bat denselben Marianne ins Lazarett zu bringen. Derselbe brachte Marianne zum Wagen und brachte Marianne ins Lazarett. Ich bemühte mich noch die anderen Mädel vom Wagen zu bringen, denn der Wagen brannte. In der Zwischenzeit kamen noch mehr Leute dazu. Ich wurde dann im Wagen wieder nach Wildflecken gebracht und meldete den Unglücksfall dem Kommandanten, welcher dann mit noch einigen Offizieren zur Unglücksstelle fuhr. 

Spät in der Nacht erfüllte ich dann meinen Auftrag und kam um 4 Uhr wieder zurück. Liebes Fräulein Ilse als Dank für alles hat der Kasino-Offizier Hauptmann Dittmann mich dann noch fertig gemacht nach Strich und Faden. Liebes Fräulein Ilse, was die Sachen, welche Marianne bei sich hatte, anbelangt, muss sie alles mit ins Lazarett genommen haben, in welchem sie eingeliefert wurde und alle anderen Sachen, welche sie zuhause hatte, hat sich Fräulein Schäfer angenommen [sic]. Genaueres kann ich leider Ihnen über den Verbleib Mariannes Sachen nicht berichten[sic]. Ich weiß, wie gerne man noch als Andenken von den restlichen Sachen hätte. Auch wir haben einen Bruder im Ostern verloren und waren bemüht noch etwas als Erinnerung zu bekommen, aber vergebens.

So hat sich das Unglück zugetragen. Der Marine-Soldat und der Luftspäher, beide wurden auch an den Beinen verwundet, wie ich später erfuhr musste man dem Luftspäher beide Beine abnehmen. Wie ein Wunder ist mir nichts passiert. Oft denke ich noch an den Tag des Unglücks und an die armen lieben Menschen, welche dabei ihr Leben lassen mussten. Ich konnte Marianne sehr gut leiden und habe ihr manches Gute zukommen lassen. Auch war ich ihr öfter beim Kochen und Backen behilflich. Um so mehr tat sie mir leid, denn sie war ein edler Kerl. 

Für Sie muss das ein harter Schlag gewesen sein als Sie die Nachricht von Herrn [Ltn.? unleserlich] Quante [?] erhielten. Ich will nun zum Schluss kommen und habe Ihren Wunsch erfüllt und sende Ihnen aus Eningen die herzlichsten Grüße.

Karl Roth

Ding 18: In die Moderne gefördert (Modell der Seilanlage der Zeche Werne)

20 Dinge

Die Zeche Werne war das erste Bergwerk im Ruhrrevier nördlich der Lippe. Schon in den 1870-er Jahren unternahm die Georgs-Marien-Bergwerks- und Hüttenverein AG Probebohrungen in Werne. 1899 teufte sie den ersten Schacht ab. Die Folgen für Werne waren enorm: Die Stadt gewann Tausende von neuen Bürgerinnen und Bürgern durch die Zuwanderung von Bergleuten. Erstmals zogen Protestanten nach Werne. Eine Anbindung an das Bahnnetz der Reichsbahn wurde möglich, zudem folgte die Elektrifizierung, unter anderem durch das Gersteinwerk, das 1813-17 in Werne Stockum gebaut wurde. Die Anlage der Stadt änderte sich durch den Bau der nötigen Behausungen, von Villen bis zu den Mehrfamilienhäusern der einfachen Arbeiter. Verschiedenste Vereine gründeten sich und prägten das Sozialleben für die folgenden Jahrzehnte. 

Die Geschichte der Zeche war wechselvoll, das Auf und Ab in Förderung und Nachfrage war ein präsentes Thema für die Stadtgesellschaft. 1975 wurde sie stillgelegt, wie viele Zechen seit den 1960er Jahren. Der endgültige „Kohleausstieg“ wirkte sich auf das Gersteinwerk aus, dessen steinkohlebefeuerter Teil des Blocks K 2019 vom Netz genommen wurde.

Ding 19: Training für den Ernstfall (Wurfkörper für den Sportunterricht)

20 Dinge

Diese Wurfkörper wurden in der DDR ab der 5. Klasse im Sport- und Wehrunterricht für den Weit- und Zielwurf eingesetzt. Zur Zeit des Kalten Krieges wurde man dadurch auf den Dienst bei der Nationalen Volksarmee (NVA) vorbereitet, um sich verteidigen zu können, falls es zwischen der BRD und der DDR zu einem Krieg kommen sollte. Außerdem dachte die Regierung, dass sich die Bürger leichter kontrollieren ließen, wenn alle meinen sie stünden in einem ewigen Krieg gegen den Klassenfeind. Die rote Farbe symbolisiert, dass es sich um ein Trainingsmodell handelt.

Ding 20: Gute Partner (Urkunde der Städtepartnerschaft zwischen Werne und Kyritz)

20 Dinge

Nach der Öffnung der Grenzen war es möglich eine Partnerschaft zwischen einer Stadt aus der BRD und einer Stadt aus der DDR zu gründen. Kyritz stand für Werne unter den Favoriten, da bereits Kontakte und Freundschaften bestanden. So reiste Bürgermeister Lülf nach Kyritz und überzeugte den dortigen Bürgermeister, Herrn Plagemann, von der gemeinsamen Partnerschaft. Am 24. März 1990 wurde die Städtepartnerschaft offiziell und mit ihr entstanden auch Partnerschaften zwischen den Krankenhäusern und Bibliotheken sowie viele weitere Kontakte. Kyritz profitierte damals von Hilfen in Verwaltung und Wirtschaft. Für beide Städte ist die Partnerschaft bis heute wichtig.

Werne hat noch weitere Städtepartnerschaften: mit Bailleul in Frankreich bereits seit 1967, mit Lytham-St. Annes in Großbritannien seit 1984, mit Walcz in Polen seit 1992 und mit Poggibonsi in Italien seit 2000.

Die Stadt, Vereine, Institutionen und Schulen pflegen den Austausch mit den Partnerstädten. Dafür wurde Werne 2016 als „Europaaktive Kommune“ ausgezeichnet.

Alle Informationen zum Stadtwappen

Anschrift

Stadt Werne
Konrad-Adenauer-Platz 1
59368 Werne

Kontakt

Telefon: 02389 71-1
Telefax: 02389 71-323
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