Konzept für das 1. Obergeschoss des Stadtmuseums Werne
Zu diesem Workshop ist auch eine Print-Version im Museum (Tel. 02389 780773), in der Tourist-Information und in der Pfarrkirche St. Christophorus erhältlich. Alternativ können Sie die Datei hier als PDF downloaden. Der Workshop läuft bis zum 31. Januar 2021.
Liebe Besucherinnen und Besucher dieser Seite, herzlich willkommen!
Wir möchten Ihnen hier unseren Entwurf für die Neugestaltung des 1. Obergeschosses im Stadtmuseum Werne vorstellen. Dank einer Förderung aus dem Programm „Heimat-Zeugnis“ des Ministeriums für Heimat, Kommunales, Bau und Gleichstellung können wir in den nächsten zwei Jahren eine Neugestaltung durchführen. In diesem Ausstellungsbereich wird zukünftig die Geschichte der Stadt von etwa 1800 bis heute dargestellt. Diese Zeit hat viele Veränderungen und prägende Ereignisse mit sich gebracht. Wir wollen zeigen, wie das Selbstbild der Stadt geprägt wurde und wie vielfältig es heute ist. Dabei ziehen sich einige Erzählfäden durch den Ausstellungsbereich, die immer wieder auftauchen: Die Frage nach der gefühlten Identität der Stadt und ihrer Bewohnerinnen und Bewohner und die Themen Medien und Propaganda, Bergbau, Migration, Nationalismus, Jüdisches Leben und soziale Aspekte (wie Hygiene, Bildung, Einkommen).
Auf den nachfolgenden Seiten stellen wir unsere Überlegungen zu den einzelnen Räumen vor und möchten Sie einladen, an der Ausarbeitung teilzunehmen. Es ist schließlich IHR Stadtmuseum! Schreiben Sie uns, welche Geschichten und Erinnerungen Sie mit den Gegenständen verbinden. Welche Dinge liegen Ihnen am Herzen? Außerdem wollen wir Ihre Erfahrungen und Eindrücke in die Feinplanung einbringen: Welche Verbindungen sehen Sie zum Werne der Gegenwart? Welche prägenden Faktoren begleiten die Geschichte der Stadt schon seit 200 Jahren?
Um unsere Planung richtig einzuordnen, behalten Sie Folgendes im Hinterkopf: Die Ausstellung ist flexibel geplant. Alle Vitrinenkästen, Wandteile und Sockel können jederzeit an anderer Stelle angebracht, ausgetauscht oder weggelassen werden. Die Idee ist, diese Ausstellung stets in Bewegung zu halten und Ausstellungsstücke regelmäßig auszutauschen. Die Anordnung von Möbeln und Dingen im Raum, die Sie auf den Bildern sehen, kann also verändert werden. Dinge, die nun im ersten Entwurf nicht eingeplant sind, können ohne Mühe eingewechselt werden. Ein eigener Lagerraum (Depot) ist nun Teil des Konzepts, damit Sie als Besucherinnen und Besucher zukünftig direkt Ausstellungsstücke für den nächsten Wechsel vorschlagen können.
Zudem gibt es in jedem Raum einen Bildschirm, an dem ergänzende Informationen, Texte, Bilder und Videos verfügbar sind. Geplant sind auch spielerische Anwendungen (Bsp.: „Gewinne Gold mit den Werner Wasserballern 1956“ im Raum Sole und Kohle).
Zur Orientierung werfen Sie bitte einen Blick auf den Raumplan:
Wir bitten um Ihr Feedback zu diesen Räumen des 1. OG im Stadtmuseum. Ihre Kommentare können Sie uns über die angegebenen Kommentarfelder oder auch per E-Mail an museum@werne.de zukommen lassen. Vielen Dank!
Der Flur als Eingang in den neuen Ausstellungsbereich widmet sich dem Übergang der Stadt in preußische Herrschaft. Während Wernes Rolle als Stadt zuvor durch die Verteidigung des Bistums Münster in Richtung Süden geprägt war, ändert sich dies grundlegend zu Beginn des 19. Jahrhunderts. 1802 wird Werne offiziell Teil des Königreichs Preußens. 1806 bis 1813 ist es vorübergehend als Teil des Großherzogtums Berg kurz unter napoleonischer Herrschaft, bevor es dann nach den Befreiungskriegen wieder endgültig an Preußen fällt. Ein gutes Beispiel für die nachfolgende Wandlung der Stadt ist die Lippebrücke, die unter preußischer Herrschaft gebaut wird. Heute ist die Brücke die wichtigste Verbindung für Berufspendler, dennoch nehmen viele Werner Bürger die Lippe immer noch als Grenze wahr: Ist Werne münsterländisch? Revierstadt? Beides? Diese Frage nach der gefühlten Identität führt in die Ausstellung ein. Ein großes Bild der Brücke leitet Besucher in die nachfolgenden Räume.
Kernthemen dieses Ausstellungsbereiches:
Objekte:
Bezüge in die Gegenwart: Nutzung der Lippebrücke, Wahrnehmung der Lippe als Grenze, Schulen und Schulpflicht
Welche Objekte sind Ihnen hier besonders wichtig?
Haben Sie Geschichten/Anekdoten zu den Themen des Raumes?
Welche weiteren Bezüge zur Gegenwart fallen Ihnen ein?
Dieser Raum ist vom Flur aus direkt zu betreten und bildet den Mittelpunkt für die Themen des 1. Obergeschosses. Er ist mit Regalen ausgestattet und zeigt eine große Auswahl an kleineren Ausstellungsstücken aus der Sammlung des Museums. Durch die Lage und Ausstattung wird dieses Depot zum Herzstück des Hauses. Hier wird die Wandelbarkeit und Flexibilität, die das Grundprinzip der neuen Dauerausstellung auf allen Ebenen ausmacht, für die Nutzerinnen und Nutzer direkt erlebbar.
Der Raum verdeutlicht als kleines Depot die eigentliche Fülle an verfügbaren Dingen aus der Museumssammlung und lädt die Besucher ein, am Austausch der Objekte teilzuhaben. Sie erhalten zum einen Einblick in die Sammlung des Hauses von der Steinzeit bis zur Gegenwart, zum anderen können sie über einen Monitor selber Einzelobjekte auswählen, zur Ausstellung vorschlagen oder neue Objektkombinationen zusammenstellen.
Bei welchen Dingen ist es besonders interessant, Vielfalt zu zeigen?
Von welchem Teil der Sammlung möchten Sie gerne mehr sehen?
Der Kohlenbergbau verändert die Situation der Stadt Werne ab dem späten 19. Jahrhundert drastisch: Befand sich die lokale Wirtschaft zuvor vor allem im Innenstadtbereich noch im freien Fall, gelingen der Stadt nun zwei Glücksgriffe auf einmal. Auf der Suche nach Kohle wird 1874 die Sole entdeckt. Innerhalb weniger Monate entsteht das Solebad und Werne darf für einige Jahrzehnte vom florierenden Kur-Tourismus profitieren. 1899 erfolgt dann der Anstich für die Zeche selbst. Sie bringt einen wirtschaftlichen Aufschwung, Bevölkerungswachstum und Strukturwandel mit sich, der die Stadt in die Moderne katapultiert.
Kernthemen dieses Ausstellungsbereiches:
Objekte:
Bezüge zur Gegenwart: Heutige Entwicklung der Wirtschaft in Werne, das neue Solebad, Zuwanderung/Migration im 21. Jahrhundert, Bild einer Wandabwicklung mit Nummern, die mit den Objekten korrespondieren
Welche Objekte sind Ihnen hier besonders wichtig?
Haben Sie Geschichten/Anekdoten zu den Themen des Raumes?
Welche weiteren Bezüge zur Gegenwart fallen Ihnen ein?
Dieser Raum gibt einen Einblick in die Lebensbedingungen in Werne zur Jahrhundertwende und bildet damit einen Rahmen für die prägenden Elemente „Kohle und Sole“ in Raum 1.
Die preußischen Reformen führen zu einem Einbruch der Wirtschaft in der Kernstadt, viele Händler und Handwerker verlieren ihr Auskommen, die gemeinschaftliche Nutzung von Weideflächen fällt weg. Während Unternehmer wie z.B. die Firma Moormann expandieren können, sind viele Bürger als Tagelöhner in der Landwirtschaft unterwegs. Zwischen der Stadtgemeinde und der Landgemeinde Werne besteht eine stetige Spannung.
Zugleich wird die Welt um Werne größer: Waren aus den Kolonien können gekauft werden, das Kurbad führt seit 1874 TouristenInnen in die Stadt, durch die Zeche kommen ab 1899 tausende Zuwanderer und Zuwanderinnen. Größere Teile der Gesellschaft nehmen über Zeitungen an nationalen politischen Debatten teil. Begleitend entwickelt sich die nationalistische Andenkenkultur mit ihrer Verherrlichung der Kriege des 19. Jahrhunderts.
Kernthemen dieses Ausstellungsbereiches:
Objekte:
Bezüge zur Gegenwart: Importe made in China, Entwicklung der Innenstadt, Supermarkt statt Selbstversorgung,
Bild einer Wandabwicklung mit Nummern, die mit den Objekten korrespondieren
Welche Objekte sind Ihnen hier besonders wichtig?
Haben Sie Geschichten/Anekdoten zu den Themen des Raumes?
Welche weiteren Bezüge zur Gegenwart fallen Ihnen ein?
Zu Beginn des 20. Jahrhunderts zeichnet sich zunächst eine positive Entwicklung für Werne ab. Dank wachsender Wirtschaft und Bevölkerung kann die Stadt mehrere große Projekte realisieren, wie den Anschluss an das Fernverkehrsnetz zunächst über die Kleinbahntrasse der Zeche und dann 1928 endlich über den eigenen Bahnhof. Zudem gelingen über mehrere Zwischenschritte die Elektrifizierung der Innenstadt und die Gründung der Stadtwerke 1920. Die ersten vier Telefonanschlüsse werden 1901 eingerichtet. 1913 wird das Gersteinwerk in Stockum gebaut. Die Zeit ist zudem von einem wachsenden Medienkonsum geprägt: Kino, Zeitung und Radio werden massentauglich und bestimmen das gesellschaftliche und politische Geschehen mit. Dies wird vor allem für die Weimarer Republik ab 1918 von Bedeutung sein.
Kernthemen dieses Ausstellungsbereiches:
Objekte:
Bezüge zur Gegenwart: Fernsehen und Facebook, Debatten um Zweigleisigkeit am Bahnhof Werne, Breitbandausbau und digitale Schulen, Bild einer Wandabwicklung mit Nummern, die mit den Objekten korrespondieren
Welche Objekte sind Ihnen hier besonders wichtig?
Haben Sie Geschichten/Anekdoten zu den Themen des Raumes?
Welche weiteren Bezüge zur Gegenwart fallen Ihnen ein?
Der bereits herrschende Nationalismus und Militarismus werden u.a. durch die Wirtschaftskrise, aber auch durch den Einsatz der Medien verstärkt und gebündelt. Der erste und zweite Weltkrieg als politische und wirtschaftliche Katastrophen treten zurück hinter die menschlichen Katastrophe, die das NS-Regime in der Gesellschaft auslöst. Zentral ist hier das konkrete Geschehen in der Stadt Werne und bei ihren Einwohnerinnen und Einwohnern darzustellen. Details des Novemberpogroms 1938, der Verfolgung jüdischer Mitbürgerinnen und Mitbürger und politisch unbequemer Personen werden gerahmt von der ideologischen Durchsetzung aller Lebensbereiche durch die NS-Propaganda. Den Boden bereiten die jungen Massenmedien, wie der Abdruck von Schlagzeilen und Artikeln auf dem Boden verdeutlicht. Die Aufarbeitung durch das Verlegen von Stolpersteinen und die Aussagen von Heinrich Salomon nach dem Krieg zeigen das Ringen um Erinnerung und Auseinandersetzung mit der NS-Vergangenheit. Gerahmt wird das Nachkriegsgeschehen von Eindrücken der Wirtschaftswunderzeit.
Kernthemen:
Objekte:
Bezüge zur Gegenwart: Hateposts und Rechtsruck, Debatten um Fake News, Bild einer Wandabwicklung mit Nummern, die mit den Objekten korrespondieren
Welche Objekte sind Ihnen hier besonders wichtig?
Haben Sie Geschichten/Anekdoten zu den Themen des Raumes?
Welche weiteren Bezüge zur Gegenwart fallen Ihnen ein?
Dieser Raum widmet sich Wernes Gegenwart von etwa 1960 bis heute. Die letzten Jahrzehnte sind uns vermeintlich recht präsent, werden aber in 20 Jahren Stoff für Geschichtsbücher sein. Umschwünge der 60er und 70er Jahre, wie die Zechenschließung, die kommunale Neuordnung und Erfolge der 80er Jahre, wie die Öffnung nach Osteuropa sind für viele BesucherInnen erlebte Geschichte. Auch unsere Interessen und Gewohnheiten ändern sich. Was sind unsere Themen heute? Was wird in Geschichtsbüchern stehen?
Kernthemen:
Objekte:
Themenbereich reicht bis in die Gegenwart: Wiedererkennbare Muster der Vergangenheit, Neugliederung der Region unter preußischer Herrschaft, Untergang vieler lokaler Handwerke im 19. Jahrhundert, Vernetzungsbemühungen der Stadt in den Städtebünden des Mittelalters, Einträge zur Pest in der frühen Neuzeit und Akten zu Cholera-Epidemie im 19. Jh., Bild einer Wandabwicklung mit Nummern, die mit den Objekten korrespondieren
Welche Objekte sind Ihnen hier besonders wichtig?
Haben Sie Geschichten/Anekdoten zu den Themen des Raumes?
Welche weiteren Bezüge zur Vergangenheit der Stadt fallen Ihnen ein?
Stadt Werne
Konrad-Adenauer-Platz 1
59368 Werne
Telefon: 02389 71-1
Telefax: 02389 71-323
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